Senkspreizfuß
Im Laufe der vergangenen zehn Jahre ist der Senkspreizfuß wieder in das Blickfeld einer zunehmend qualifizierten Behandlung gerückt.
Nach dem 2. Weltkrieg hatte sich nicht nur durch einen Generationenwechsel, sondern auch durch den Aufbruch in eine „schnellere“ Zeit das historische Bewusstsein dafür verloren, dass die Orthopädie in Deutschland einmal zur Weltspitze zählte. Man denke an die Namen die bis heute Namensgeber für Operationstechniken oder chirurgische Instrumente sind.
Die alten Erkenntnisse über Senkspreizfuß wurden durch neue Behauptungen übermalt. Die deutsche Orthopädie folgte den entstandenen und zum Teil fehlerhaften Prinzipien mit konservativen und operativen Behandlungsangeboten, die ins Leere liefen.
Drei Beispiele für diese fehlerhafte Entwicklung mögen hier genannt sein:
Die Behauptung, dass ein Quergewölbe am Vorfuß existiert und eine Metatarsalgie durch den Kollaps desselben, genannt Senkspreizfuß, begründet ist.
Das hatte zur Konsequenz, dem Orthopädie-Handwerk eine stützende Pelotte abzufordern. Unseren Patienten waren diese „Hubbel“ im Schuh keine Freude und die meisten Einlagen lagen nicht im Schuh sondern in Schrank. Bis heute ist es nicht flächendeckend gelungen, diesen Fehler zu korrigieren.
Die Behauptung, man könne die Mittelfußköpfe anheben.
Anatomische Studien und biomechanische Messungen haben gezeigt, dass die gelenkigen Verbindungen zwischen Mittelfuß und Fußwurzelan der medialen Fußsäule in der Ebene fast keine Bewegungen zulassen.
Besonders der 2. Mittelfußknochen ist in seiner gelenkigen Verbindung in der Gelenklinie rückversetzt und somit in einer maximal stabil verankert. Das ist auch der Grund dafür, dass an diesem Knochen bei einer chronischen Überlastung Bruchbildungen auftreten. Die aus Kriegszeiten heraus Marschfrakturen, in der heutigen Zeit Stressfrakturen oder Ermüdungsbrüche genannt werden. Diese Brüche sind meistens auf normalen Röntgenbildern nicht zu sehen. Sondern nur im CT oder MRT darzustellen. Patienten neigen dann zur Behauptung „Der Arzt hat meinen Bruch übersehen.“ In Wirklichkeit werden diese Stressfrakturen in der Regel nicht zu operieren sein und können fast immer konservativ behandelt werden.
Im Grunde sind derartige Brüche den Metatarsalgien zuzurechnen und lassen sich mit Jurtin Schuheinlagen, die eine punktuelle Weichbettung im Köpfchenbereich des gebrochenen Mittelfußknochens aufweisen, hervorragend behandelt werden.